Veröffentlicht am: 18.07.2022 | Author: Julius Hagen

Der Keller: 6 Nutzungsideen für das oft vernachlässigte Untergeschoss

Der Bau-Boom der vergangenen Jahre mit seinem Phänomen der niedrigen Zinsen, aber sehr hohen Preise, hat viele Bauherrn sparsam gemacht. Eine Folge davon: Der Keller ist bei neueren Gebäuden ein echtes Auslaufmodell. Offizielle Daten werden zwar nicht erhoben, jedoch wird geschätzt, dass nur noch bei zirka einem Viertel aller Neubauten der vergangenen Jahre das Parterre nicht direkt auf der Bodenplatte aufsitzt.

Bei Bestandsbauten ist das völlig anders – der Trend zur Kellerlosigkeit ist definitiv eine Erscheinung neuesten Datums. Allerdings wissen viele Besitzer nicht so wirklich, was sie mit dem Untergeschoss anfangen sollen. In der Praxis ist diese Fläche, die bei typischen Einfamilienhäusern immerhin mehr als ein Viertel der gesamten Wohnfläche ausmacht, deshalb oft wenig mehr als eine „Rumpelkammer“. Dabei lässt sich hier enorm viel machen. Sechs besonders interessante Nutzungsideen haben wir skizziert.

Wichtige Vorbedingung: Blick in die Bauunterlagen

Der Keller gehört zweifelsohne zum Haus dazu. Vor Beginn der Arbeiten sollte jedoch unbedingt eine Prüfung erfolgen, wie das Untergeschoss baurechtlich deklariert ist. Insbesondere, wenn es als vollwertiger Wohnraum genutzt werden soll, kann eine Genehmigung erforderlich sein, zu erteilen nach einer beantragten Nutzungsänderung.

Einen ersten Anhaltspunkt liefert ein Blick in die jeweilige Landesbauordnung. Hier finden sich unter anderem Angaben darüber, welche Mindest-Deckenhöhe und -Fensterflächen der Wohnraum beinhalten muss. Dementsprechend muss mitunter nachgerüstet werden – andernfalls drohen Nutzungsverbote und Strafzahlungen.

Eine vollwertige Pantry

Eigentlich bezeichnet der Begriff Pantry hierzulande eine besonders kleine Kombüse auf Jachten oder eine ähnlich ultrakompakte Einbauküche in Kleinstwohnungen. Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff jedoch neuerdings immer häufiger im ursprünglichen englischsprachigen Sinn verwendet: Vorratskammer.

Diesbezüglich dürfte der Keller bei vielen Besitzern bereits eine ähnliche Grundfunktion erfüllen. In diesem Kapitel geht es jedoch darum, eine viel eher klassischen Kauf- und Kochgewohnheiten entsprechende Pantry zu gestalten. Das heißt:

  • Großräumige Regale vom Boden bis zur Decke; für Konserven, Einmachgläser und Ähnliches.
  • Haken an der Decke zum Aufhängen von beispielsweise Zwiebelnetzen.
  • Große, luftdicht verschließbare Boxen für Mehl und ähnliche pulvrige Zutaten.
  • Eine große Gefriertruhe, zudem ein weiterer Kühlschrank.
  • Platz zum Lagern von Getränkekisten und einzelnen Flaschen – etwa ein Weinregal.

Kurzum: Der Keller wird zu einem durchgeplanten Vorratslager gemacht. Eine Art „Tante-Emma-Laden“ im Eigenheim, der Vorräte für mehrere Wochen beinhaltet – und dementsprechend das lästige Einkaufen zu einer deutlich selteneren Veranstaltung macht.

Ein privates Fitnessstudio

Die Mitgliedschaft in Fitnessstudios mag zwar ziemlich günstig geworden sein. Es verbleiben jedoch zwei Nachteile:

  1. Es ist immer nötig, den inneren Schweinehund zu überwinden, um sich überhaupt zum mehr oder weniger weit entfernten Studio zu begeben.
  2. Man ist selten allein, kann kaum für sich trainieren – und muss sogar häufig an den Geräten warten.

Ein Fitnessstudio im Keller ist die bestmögliche Antwort auf beide Problemstellungen. Überdies ist der Umbau verhältnismäßig simpel:

  • Die Einrichtung selbst kann schlicht gehalten werden. Teilweise genügen bereits Gummimatten dort, wo beispielsweise Hanteln gestemmt werden.
  • Speziell, was Kraftsport anbelangt, gibt es verschiedene Geräte, deren Konstruktion eine große Bandbreite unterschiedlichster Übungen gestattet – es muss also nicht alles einzeln erworben werden.

Aus naheliegenden Gründen sollte sich der gewählte Raum lediglich gut beheizen und lüften lassen: Je nach Intensität schwitzt man beim Sport zwischen 0,5 und 3 Liter pro Stunde aus; weitere Flüssigkeit gelangt durch das Atmen in die Raumluft. Können diese Wassermengen nicht abgeführt werden, können sich an kalten Wänden Schimmelprobleme einstellen – besonders gefährlich, da Kellerwände ständig mit dem kühlen Erdreich in Kontakt stehen.

Ein Spielzimmer für Erwachsene

Es gibt so manches Hobby, für das in den normalen Wohnräumen kein Platz ist, erst recht in Familien. Beispielsweise kann kaum ein Cineast im Wohnzimmer sein leistungsstarkes TV-Soundsystem mit gewalttätigen Actionfilmen „auf Volllast fahren“, wenn andauernd der minderjährige Nachwuchs im Haus ist.

Und wer gerne einer langen europäischen Tradition in Form des Glücksspiels in den eigenen vier Wänden frönen möchte, findet ebenfalls am Küchen- oder Esszimmertisch nicht ganz die richtigen Bedingungen, um dort zu pokern oder ein Roulette-Spiel aufzubauen.

Kurzgesagt: Es gibt viele erwachsene Hobbies, die wenig bis gar nicht kompatibel mit den normalen Räumen eines Gebäudes sind. Der Keller in seiner Eigenschaft als wenigstens teilweise unterirdischer (und somit schallgedämpfter) Raum, der zudem keinen Durchgangsverkehr hat, ist deshalb ideal geeignet, um ein derartiges „Spielzimmer“ aufzunehmen.

Bloß empfiehlt es sich, hier wirklich aus dem Vollen zu schöpfen. Das heißt, wer pokern will, sollte das ganze Ambiente Casino-ähnlich gestalten. Wer Videospiele spielen will, sollte sich in Sachen Beleuchtung und Deko auslassen. Und wer hier musizieren will, sollte ebenfalls nicht nur an einen nackten Raum voller Instrumente denken. Oftmals bekommen solche Zimmer daher den charmanten Charakter eines dauerhaften Projekts, das immer weiter liebevoll verfeinert wird.

Ein Spielzimmer für Kinder

Reguläre Kinderzimmer müssen immer mehrere Funktionen vereinen:

  • Schlafraum,
  • Arbeits- bzw. Lernzimmer,
  • Spiel-, respektive Hobbyraum sowie
  • Treffpunkt, etwa für Freunde.

Es liegt auf der Hand, dass selbst ein sehr großes Kinderzimmer nicht alles davon optimal ansprechen kann – selbst, wenn jedes Kind seinen eigenen Raum hat. Bloß sind in der Praxis viele Kinderzimmer nicht einmal groß; die Mindestvorgaben der DIN 18011 (Einbett-Kinderzimmer mindestens 12 m²) sind ebenfalls nicht gerade hilfreich.

Das soll nicht dazu anregen, den Nachwuchs künftig im Keller schlafen zu lassen. Wohl aber könnte die gesamte Nutzung als Spiel- und Treffzimmer dorthin verlagert werden. Im eigentlichen Kinderzimmer verbleiben nur Schlafen und Lernen. Die Vorteile sind bestechend:

  1. Es wird eine bessere Work-Life-Balance für den Nachwuchs erzielt. Ähnlich, wie ein Home-Office deshalb nicht im Wohnzimmer eingerichtet werden sollte, wird hierbei das Spielen von Schulaufgaben und Lernen getrennt.
  2. Das Keller-Spielzimmer braucht keine (teuren) multifunktionalen Möbel. Da es zudem nur diesen beiden verbundenen Zwecken dient, gibt es überdies keine Notwendigkeit, so streng Ordnung halten zu müssen.
  3. Je größer der Raum ist, desto besser ist er geeignet, um selbst bei längerdauernden Schlechtwetter- oder Hitzeperioden keine Langeweile aufkommen zu lassen; Zeiten also, in denen es nicht möglich ist, dauernd im Freien zu spielen.

Ein vierter Vorteil leitet bereits ins nächste Kapitel über: Wenn der Raum hinreichend groß ist, ist er perfekt für Kindergeburtstage und ähnliche Anlässe geeignet. Dann müssen weder die regulären Wohnräume umgestaltet und dekoriert werden, noch ist es nach einer anstrengenden Party nötig, schnell wieder „Klarschiff“ machen zu müssen. Das kommt natürlich auch Erwachsenen zugute:

Eine klassische Kellerbar

Für Bauherrn der 1970er und 1980er war es praktisch Usus, im Keller einen Raum zu einer Bar auszugestalten. Manche zeigten dabei eine Detailfreude, hinter der so manche gewerbliche Schankstube zurücktreten musste.

Nachdem die Kellerbar nach dem Ende des Trends lange Zeit als Inbegriff von Spießigkeit galt, kehrt sie seit einigen Jahren mit Macht zurück. Die einleuchtenden Gründe:

Zumindest, wer häufiger feiern möchte, findet daher beste Gründe, den alten Trend der Kellerbar wiederzuerwecken. Anleitungen im Netz zum Bau von Tresen und ähnlichen Einrichtungsgegenständen finden sich zuhauf. Es sollte nur erneut auf eine gute Belüftung geachtet werden. Zudem sollte die Bar komfortabel nah an einer Toilette liegen.

Tipp: Bei Gebäuden in Hanglage, die einen ebenerdigen Zugang zum Keller haben, kann die Bar sogar um eine „Außengastronomie“ ergänzt werden.

Ein Gästezimmer

Ein Raum, der vorgehalten wird, um Gäste dort nächtigen zu lassen. Das hatte ebenfalls über viele Jahre fast schon Tradition in vielen Einfamilienhäusern, endete jedoch im Verlauf der 1990er relativ abrupt.

Heute allerdings gibt es durchaus Gründe, über ein Revival im eigenen Untergeschoss nachzudenken. Viele Familien leben heutzutage deutlich verstreuter als früher. Ähnlich sieht es mit Bekanntschaften aus. All das erschwert in vielen Lebensmodellen Besuche ohne Übernachtungen – wobei derartige gewerbliche Möglichkeiten ebenfalls nicht mehr so breit gestreut sind wie einst, als fast jede Kneipe einige Gästezimmer offerierte.

Es gibt also für viele Menschen gute Gründe, im Keller ein Gästezimmer einzurichten. Mitunter in einer Form, die sogar mehrtägige Aufenthalte komfortabel ermöglicht. Naturgemäß sind jedoch die Ansprüche an eine solche Umgestaltung besonders hoch:

  • Es muss eine umfassende Beheizungsmöglichkeit geben.
  • Der Raum braucht Tageslicht. Idealerweise mehr, als durch einen Kellerschacht einfällt.
  • Die Fläche sollte ausreichen, um sich für einige Zeit zurückziehen zu können.
  • Es muss einen direkten Zugang zu einer Toilette mit Waschmöglichkeit geben; idealerweise direkt vom Gästezimmer aus.
  • Die Gestaltung sollte unbedingt heimelig sein und der eines vollwertigen Wohnraumes entsprechen.
  • Der Raum sollte – nach Möglichkeit – keine weitere Verwendung haben, die es nötig macht, ihn bei Belegung immer wieder zu betreten.

Letzten Endes sollten Hausbesitzer sich für diesen Umbau an vollwertigen Gäste- respektive Hotelzimmern orientieren. Es muss kein Luxus sein, jedoch ein Raum, in dem der Gast sich wohlfühlt – nicht nur zum Schlafen.

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